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Ach, wie gut, dass niemand weiß…

Schutz für Journalisten und Informanten im „Darknet“

Jeder Klick, jede Mail und erst recht jeder Facebook-Post – was auch immer wir im Internet tun, unsere Online-Aktivitäten sind für Geheimdienste wie ein offenes Buch. Anonym im Netz zu surfen ist jedoch für viele Journalisten von höchster Wichtigkeit. Ein Schlupfloch für genau diesen Zweck bietet das sogenannte „Darknet“. Hier Daten anzuzapfen und auszuwerten führt ins Leere. Auch Whistleblower Edward Snowden soll das Parallel-Netz genutzt haben, um seine Dokumente an den Guardian zu übermitteln. Doch was steckt hinter diesem „dunklen Netz“ und wie können es Journalisten nutzen, um ihre Informanten zu schützen?

Im Darknet bleibt der User anonym und unsichtbar

Im Darknet bleibt der User anonym und unsichtbar
© frank peters – Fotolia.com

Kein Google und kein Facebook – dafür absolute Anonymität. Das „Darknet“ fungiert wie eine Tarnkappe für den Internet-User. Alles, was er tut, wird darin unsichtbar gemacht. Die Websites im „Darknet“ sind allerdings nicht mit normalen Browsern aufrufbar, sondern nur mit spezieller Anonymisierungssoftware zugänglich. Der Weg dorthin erfordert jedoch lediglich einige Klicks.

Das „Tor“ zu einer geheimen Welt

Kernstück des „Darknets“ ist eine Software namens „Tor“. Ursprünglich wurde das Tor-Projekt von der US-Regierung finanziert und zwar mit dem Ziel die Anonymität ihrer Agenten zu schützen. „Tor“ steht für „The Onion Router“. Das Prinzip, funktioniert so: Die Daten werden, wie bei einer Zwiebel, in mehreren Schichten verschlüsselt. Statt eine direkte Verbindung zu einer Website oder anderen Online-Diensten aufzubauen, verschleiert die Software die Herkunft eines Benutzers, indem es einen Umweg über viele weitere, zwischengeschaltete Rechner unternimmt. Das passiert so geschickt, dass nicht mehr nachvollziehbar ist, von wo aus eine Verbindung aufgebaut wurde. Mit Tor lassen sich normale Websites aufrufen sowie zusätzliche, fürs normale Internet verborgene Websites („Hidden Services“). Diese haben wie gewohnt eine URL, allerdings mit der Endung „.onion“.

Mit „Tails“ spurlos im Netz

Whistleblower legen besonderen Wert auf allerhöchste Sicherheit. Dafür gibt es zum Beispiel „Tails“, ein Betriebssystem, das perfekt auf Sicherheitsaspekte und Anonymisierung hin optimiert wurde. Damit werden keine Spuren im Betriebssystem hinterlassen, das auf dem Rechner installiert ist. „Tails“ lässt sich auf einen USB-Stick installieren und von dort an jedem beliebigen Rechner, etwa auch in einem Internetcafé, starten. Damit lassen sich beispielsweise Nachrichten verschlüsseln, die nur die Zielperson entschlüsseln kann. So können Informanten mit Journalisten völlig anonym in Kontakt treten – ohne preis zu geben wo sie sich aufhalten oder wer genau sie sind. Auch Edward Snowden soll „Tails“ für seine Whistleblower-Aktivitäten benutzt haben.

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Das „Darknet“ heißt jedoch nicht umsonst so, denn dieser rechtsfreie Raum im Internet zieht auch Verbrecher und Kriminelle an. Ganz besonders erschreckend: Es ist ganz leicht, an Themen wie Kinderpornographie, Drogen oder Auftragsmorde heranzukommen. Forscher der Universität von Luxemburg haben in diesem Zusammenhang circa 40.000 Seiten analysiert: Auf rund 17 Prozent der Seiten geht es um nicht jugendfreie Inhalte (darunter auch Kinderpornografie). Drogenhandel machen 15 Prozent und der Handel mit gefälschten Gütern acht Prozent aus. Trotz dieser Zahlen wird es der Sache nicht gerecht, das „Darknet“ als kriminelle Ecke des Internets zu stigmatisieren. Vielen Menschen, darunter Whistleblower, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten bietet das „Darknet“ durch seine Anonymisierungstechnik einen geschützten Raum, um „höhere Ziele“ zu verfolgen. Wie bei den meisten Dingen heißt es also auch hier: The Darknet is what you make of it.

Was Sie sonst noch über das spurlose Kommunizieren wissen sollten, erfahren Sie im Beitrag „Spurlos kommunizieren„.

Autorin: Sabine Singer

 

Buchtitel Informantenschutz von Peter Welchering und Manfred Kloiber

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Peter Welchering und
Manfred Kloiber:
Informantenschutz
EAN 978-3-658-08718-0
Preis: noch offen